18.12.2019
„Ihre Vereine sind beispielhaft für die gute Integrationsarbeit, die von Sportvereinen und anderen Organisationen im Odenwaldkreis geleistet wird“ begrüßte Sportkreisvorsitzender Wolfgang Fröhlich 7 Vertreter von Sportclubs zu Beginn eines Treffens in Michelstadt und fuhr fort: „ Unser Sport verbindet ohne große Sprachprobleme Menschen verschiedenster Nationalitäten und Kulturen und gerade hier bei uns verläuft die Integration nahezu geräuschlos ohne dass die Sportvereine ihre Aktivitäten an die große Glocke hängen. Allerdings hält sich in unserer Region der Zuzug von Migranten in relativ engen Grenzen und durch die vor Ort vielfach vorhandenen ehrenamtlichen Helfernetzwerke gibt es keine Konfliktpotentiale.“
Auslöser dieser Zusammenkunft war das Projekt „Integration durch Sport“, dass der Sportkreis Odenwald ins Leben gerufen hatte. Unter Federführung des Integrationsbeauftragten Klaus-Dieter Neumann waren alle Sportvereine angeschrieben worden. Sie sollten im Rahmen dieses Projektes außergewöhnliche Bemühungen bei der Integration von Flüchtlingen kurz beschreiben und erhielten damit die Chance, einen finanziellen Zuschuss aus einem Sonderfonds des Sportkreises zu erhalten. Nach eingehender Bewertung der erfolgten Rückmeldungen, sowie der Beschaffung zusätzlicher Informationen wurden nun 7 Vereine von einer Kommission als besonders förderwürdig beurteilt und erhielten jetzt ihre Bewilligungsbescheide. Neumann bemerkte bei seinen Erläuterungen, dass sich das Interesse der asylsuchenden Männer und Frauen im Wesentlichen auf einige wenige Sportarten beschränke, wozu in erster Linie Fußball, Karate, Ringen und in geringerem Umfang Schwimmen, Gymnastik und Leichtathletik zählen. Außerdem bestehen vor allem bei Frauen manchmal sehr hohe Hemmschwellen.
Daher habe sich wohl die Zahl der Bewerbungen in engen Grenzen gehalten und nicht die Größenordnung erreicht, die sich der Sportkreisvorstand eigentlich erhofft hatte. Darüber hinaus berichtete er von Gesprächen mit Migranten, die er als Michelstädter Sportcoach geführt habe, wobei sich sehr oft zeige, „dass vielfach kaum Kenntnisse über die Vereinsstrukturen in Deutschland vorhanden sind und vor allem falsche Vorstellungen über die Kosten einer Vereinszugehörigkeit bestehen“.
Hiernach erhielten die Vereinsvertreter von KSV Michelstadt, TSG Steinbach, KSV Wersau, FSV Erbach, TSV Neustadt, TSG Momart und der Fußballabteilung des VfL Michelstadt ihre Förderzusagen aus der Hand von Fröhlich. Heiko Taute von der TSG Steinbach oblag es, im Namen der Vereine ein Dankeschön an den Sportkreis auszusprechen. Nicht nur mit dieser Aktion sei der Sportkreis ein zuverlässiger und kompetenter Partner der Odenwälder Sportvereine, der vor allem bei der Beantragung von Fördergeldern und Zuschüssen einen wichtigen Beitrag leiste und stets mit Rat und Tat zu helfen wisse. Hiernach fand ein reger Meinungsaustausch unter den Anwesenden über die gemachten Erfahrungen bei der Integration statt. Die Aktivitäten reichen von der Unterstützung beim Besuch des Trainings- und Spielbetriebes über die Beschaffung von – Großteils kaum gebrauchter – Sportbekleidung bis hin zum Angebot von Nachhilfestunden und aktiver Hilfe bei der Suche von Praktikantenplätzen. Besonders punkten konnte in dieser Hinsicht Heiko Taute, dessen Verein auf Grund der umfangreichen Integrationsbemühungen von der Sportjugend des LSB Hessen mit einer Plakette als Integrationsstützpunkt ausgezeichnet wurde. Alle Vereinsvertreter wollten aber auch nicht verhehlen, dass in Einzelfällen schon negative Erfahrungen gemacht worden waren, die man aber nicht überbewerten wolle. Schließlich seien es vielfach Menschen aus einem anderen Kulturkreis, deren Verhalten man nicht ohne weiteres mit mitteleuropäischen Maßstäben beurteilen könne.
Abschließend kamen auch Themen zur Sprache, die den Vereinen teilweise unter den Nägeln brennen, die für die anwesenden Mitglieder des Sportkreises sehr interessant und teilweise unbekannt waren. Fröhlich versprach, diese Denkanstöße bei den nächsten Vorstandssitzungen des Sportkreises einzubringen, um daraus je nach Möglichkeiten weitere Unterstützungs- und Förderungsmaßnahmen für die Vereine zu entwickeln.
Text und Bild: Klaus-Dieter Neumann, SK